Das 3-6-1 ist eine selten genutzte Staffelung, welche im Spitzenfußball aber einige interessante Möglichkeiten mitbringen könnte. In dieser Analyse soll ein beispielhaftes System mit einer solchen Formation kurz erklärt werden.
Formationen sind zwar nur Telefonnummern, doch sie können trotzdem bestimmte Charakteristiken mitbringen. Ein 10-0-0-0 hätte zum Beispiel eher wenig Präsenz in den vorderen zwei Linien. Solche Extremfälle gibt es praktisch natürlich kaum. Es gibt eigentlich nur Tendenzen bei den im Fußball genutzten Formationen, wobei die vermeintlichen Problemzonen mal mehr und mal weniger umständlich neutralisiert werden können. Das System – also Formationen plus die Bewegungen, Rollenverteilungen, Spielerqualität, Spielphilosophie, etc. – liegt darum bewusst im Fokus unserer Analysen.
Dennoch gibt es eine Formation, die sehr interessante Möglichkeiten mitbringt und im Fußball selten genutzt wird. Die Rede ist vom 3-6-1.
Das 3-6-1: Ein logischer Schritt
Das 5-4-1 mit flacher Vier und das 4-5-1 mit flacher Fünf wurden in den letzten Jahren durchaus öfter genutzt. Der BVB zeigte gute Leistungen mit Letzterem, ein 5-4-1 hat Costa Rica bei der WM erfolgreich gespielt. Beiden Formationen fehlt es allerdings durchaus etwas an der Präsenz ganz vorne, beim Pressing in höheren Zonen und passenden Staffelungen beim Umschalten. Zwar können mit dem Herausrücken von Flügelspielern oder zentralen Mittelfeldspielern diese Probleme durch eine besondere systemische Interpretation ein bisschen kompensiert werden, der grundsätzliche Mangel ist aber nur bei besonderem Spielermaterial, speziellen Situationen oder eben einer formativen Umstellung zu beheben.
Dennoch sind diese Formationen mit nur einem Stürmer insofern interessant, weil man sich enorm massiv hinter dem Ball aufbauen und die zwei tieferen Zonen besetzen kann. Ein Versuch, um die Präsenz in der Mitte, die enorme Breitenstaffelung sowie die vielen Spieler in den ersten zwei Linien mit mehr Zugriff in höheren Zonen und mehr Präsenz im Offensivspiel zu verbinden, wäre insofern ein 3-6-1.

Atlético stellte ein paar Mal gegen Barcelona vor zwei oder drei Jahren ein 3-6-1 situativ her. Diego Simeone ist somit offizieller SV-Schirmherr dieses Artikels.
Sechserkette ermöglicht Flexibilität im Defensiv- und Offensivspiel
In gewisser Weise sind vier oder fünf Spieler in der letzten Linie redundant, wenn ausreichend Druck vorne erzeugt wird. Chile und Bayern nutzen zum Beispiel mit durchaus hoher Defensivstabilität eine klare Dreierkette, in die sich situativ einzelne Spieler zurückfallen lassen. Auch die vielen pendelnden Viererketten bei nominellen 3-5-2- und 3-4-3-Formationen funktionieren europaweit wie schon bei der Weltmeisterschaft sehr gut.
Ein 3-6-1 gäbe Mannschaften die Möglichkeit flexibel Dreier-, Vierer- und Fünferreihen herzustellen. Immerhin gibt es sechs Spieler in einer Kette davor, die sich jederzeit aus dem Mittelfeld lösen und sich hinten eingliedern können. Das Gleiche können sie natürlich auch in die andere Richtung machen und den Mittelstürmer durch herausrückende Bewegungen unterstützen. Letzteres ist im Vergleich zum 4-5-1 und besonders zum 5-4-1 noch intensiver und mit mehr Spielern möglich, da durch die Sechserkette eine verstärkte Absicherung und mehr Spieler mit Zugriff auf die zweite gegnerische Aufbaulinie gegeben sind.
Selbst wenn zum Beispiel drei Spieler gleichzeitig nach vorne schieben, bleibt ein kompakter und unterstützender 3-3-Block dahinter als Absicherung. Durch die Sechserkette können natürlich auch sehr unterschiedliche Pressingbewegungen mit vielfältigen Mustern erzeugt werden. Diesbezüglich sind die Möglichkeiten nahezu unendlich.
Um die (theoretische) Effektivität davon darzulegen, habe ich mich aber dazu entschieden ein paar konkrete Bewegungsmuster zu zeigen, welche man nutzen könnte.
Ein 3-6-1 mit Angriffspressing
Das 3-6-1 als Formation mag grundsätzlich defensiv klingen, doch wie eigentlich jede Formation lässt es sich auch eindeutig offensiv interpretieren. Bei einem sehr hohen Pressing bringt das 3-6-1 sogar einige interessante Nebenwirkungen mit sich.
In dieser Situation hat der gegnerische Torwart den Ball, die beiden Innenverteidiger werden vorerst in Ruhe gelassen. Die Flügelstürmer in diesem Szenario sind eher mannorientiert, während die zentralen Spieler auf ihren Positionen bleiben. Der Gegner soll zum Spielaufbau verleitet werden. Kommen direkt lange Bälle – insbesondere auf die (vermeintlich) offenen Flügelstürmer -, so verschiebt der gesamte Block dorthin. Der ballnahe Flügelläufer, der ballnahe Halbraumläufer und der ballnahe Halbverteidiger verschieben auf den Ball, die zwei Sechser sichern die Mitte und die ballfernen Spieler verschieben zum Ball und versuchen mehr Breitenstaffelung zu erzeugen. Sowohl Pässe auf die Sechser als auch die langen Bälle wirken zwar offen, sollten aber gut zu verteidigen sein. Startet der Gegner eine tiefe Ballzirkulation, beginnt auch das eigene Pressing.
In Ermangelung eines besseren Begriffs für diese Position nenne ich den jeweils zweiten Spieler von der Seite der Mittelfeldsechserkette in diesem Artikel „Halbraumläufer“.

Bewegung von der 3-6-1-Grundstaffelung aus bei hohem Pressing und Ballbesitz des rechten Innenverteidigers.
Der Torwart spielt den rechten Innenverteidiger an, woraufhin das Pressing losgeht. Der zentrale Mittelstürmer versucht die Innenverteidiger zu isolieren, der Flügelläufer verschließt den Außenverteidiger. Alternativ könnte er ihn auch offen lassen und dadurch einen langen Pass auf den rechten Außenstürmer verhindern sowie das Aufbauspiel auf die Seite leiten, doch diese Option bedeutet mehr sofortigen Druck. Der Außenstürmer kann außerdem abgedeckt werden und die langen Pässe könnte wohl auch der Halbraumläufer oft abfangen. Der ballnahe Sechser rückt auf den gegnerischen Sechser heraus und die anderen Spieler verschieben ballorientiert in das Loch. Gegen lange Bälle auf den halblinken Sechser beim orangen Team oder diagonal auf den linken Flügelstürmer gibt es dadurch genug Präsenz, um sie sofort unter Druck zu setzen. In die Formation zu kommen, ist für den Gegner sehr schwierig und gelingt es, so sind die Staffelungen dank Möglichkeit zu massivem Rückwärtspressing und hoher Kompaktheit nur sehr kurzzeitig gegeben.
Ballbesitzorientierte Mannschaften mit gutem Torwart und starker Ballzirkulation könnten aber den Ball über den Torwart schnell auf die andere Seite spielen. Theoretisch könnte dies zu Problemen führen, doch auch hier hilft die viel besetzte zweite Linie.
Die ballfernen Spieler verschieben natürlich zum Ball mit und rücken ein. Der Mittelstürmer kann natürlich nicht den zweiten Innenverteidiger sofort oder konstant nach Seitenwechseln unter Druck setzen, weswegen er zuerst etwas zurückfallen und den Sechser etwas in seinen Deckungsschatten nehmen soll. Dessen vorheriger quasi-Manndecker lässt sich zurückfallen und läuft auf seine zuvor verlassene Position zurück. Der rechte Halbraumläufer wiederum rückt heraus und stellt die erste Anspielstation zu. Damit sollen auch das Spiel verlangsamt und die Effekte des Seitenwechsels abgefedert werden.
Ballnah orientieren sich der Halbverteidiger und der Flügelläufer an ihren Gegenspielern, sollen sie aber nicht sofort decken, sondern Abstand lassen. Damit sollen sie auf den Flügeln gelassen werden und Zeit für das Einrücken der ballfernen Spieler – die auch zur Unterstützung der Dreierkette in der ersten Linie wichtig sind – ermöglichen. Bei sehr schneller Kombination und sehr guter Bewegung des Gegners ist man aber auf den Seiten nun potenziell instabil. Eine etwas passivere und zurückhaltendere Spielweise in einer Art 3-6-1-0 wäre hierbei als Maßnahme interessant.

Positionsorientierteres und zurückhaltenderes 3-6-1(-0)-Angriffspressing mit zwei (bzw. drei) möglichen Pressingschemen.
Bei dieser Ausrichtung steht der Mittelstürmer tiefer, wodurch die gegnerischen Innenverteidiger ungestört aufbauen können. Die Frage lautet nur, wohin. Diese Ausrichtung lebt in gewisser Weise von ihrem Staffelungsdruck. Jeder der vermeintlich offenen Spieler vor dem Ball steht bei auch bei erfolgreichen Anspielen eigentlich unter sofortigem Druck und kann durch die 3-6-1-Staffelung auch gut von den relevanten Zonen und/oder seinen Mitspielern isoliert werden. Der Mittelstürmer muss jetzt etwas weniger Raum covern, besetzt eher die Zonen zwischen den zwei Sechsern und wenn diese auffächern, können sie einfacher von den Mittelfeldspielern übernommen werden.
Die grünen und roten Pfeile wiederum zeigen, welche Möglichkeiten gegeben sind. Beide Schemen stellen ein 3-3-3-1 mit extremer vertikaler Kompaktheit und zueinander verschobenen Dreierreihen her. Beim roten Schema lockt man den Gegner eher auf die Seite, kann auf dem Flügel durch das Verschieben aggressiv attackieren und hat mehr direkten Zugriff zentral/halbräumig. Beim grünen Schema ist die Flügelverteidigung sowohl bei langen Diagonalbällen als auch ballnah theoretisch wohl etwas stärker, aber auch die Mitte sollte gut besetzt sein.

Nutzt die gegnerische Mannschaft einen abkippenden Sechser, verändert sich wenig. Im Gegenteil: Dem 3-6-1 sollte es leichter fallen den Gegner hinten zu halten und die Bewegungen beim Verschieben sollten simpler & erfolgsstabiler sein.
Das trifft allerdings nicht nur auf das hohe Angriffspressing zu. Auch bei tieferer Ausrichtung kann man mit ähnlichen Schemen agieren.
Das 3-6-1 mit tieferer Ausrichtung
Im Endeffekt wurde hier nur die Formation etwas zurückgezogen und leicht angepasst. Die Flügelläufer stehen etwas tiefer, dazu wurden die Schemen angepasst. Das Prinzip bleibt aber gleich; zwei zueinander verschobene 3-3-Staffelungen mit kleinen Unterschieden. Persönlich fände ich ein solches Mittelfeldpressing sehr interessant. Der Gegner kann (sprich: wird) den Torwart nicht einbinden, muss immer wieder zurückspielen und tut sich auch gegen eine positionsorientierte, passive Staffelung sehr schwer. Lange Bälle hinter die Abwehr sind potenziell etwas erfolgsstabiler, deswegen stehen aber auch die Flügelläufer etwas tiefer und der Torwart spielt natürlich mit, womit die drei zentralen Innenverteidiger gut unterstützt sein sollten.
Die Höhe dieser Pressingausrichtung sowie die Formation selbst ist insofern interessant, weil man potenziell extrem schnell und extrem effektiv kontern kann. Hinter der Abwehr sollten sich einige passende Räume bieten, desweiteren ist durch die Sechserreihe massives Aufrücken möglich.
In dieser hypothetischen Situation erobert das 3-6-1 den Ball links im Halbraum. Der abgefangene Pass kann sofort auf den linken Flügelläufer gespielt werden. Dieser rückt entweder auf oder schiebt in die Mitte, wo ihm der Halbraumläufer Räume öffnet. Der Mittelstürmer und der zweite Sechser können sich in den offenen grünen Raum bewegen, um Zonenwechsel zu unterstützen oder direkt aufrücken. Die beiden ballfernen seitlichen Akteure schieben ohnehin nach vorne und sorgen so für Probleme beim Gegner, weil sie flexibel die weiter entfernten Zonen besetzen und gleichzeitig das hohe Aufrücken des Außenverteidigers sowie die natürlich hohe Position des Flügelstürmers nutzen können. Bei diesem Aufrücken werden viele Zonen gut angelaufen, obwohl mit den zwei Sechsern und den drei Verteidigern weiterhin viel Absicherung gegeben ist.
Das Besondere an Kontern mit diesem Schema ist die zentrale Absicherung bei gleichzeitig fast perfektem Besetzen unterschiedlicher Zonen. Bei Kontern ist es besonders wichtig, dass ausreichend Breite, aber weiterhin Kombinations- und Verbindungsmöglichkeiten gegeben sind. Der Mittelstürmer ist der einzige Spieler, der zuerst die Mitte besetzt und sich von dort aus seitlich absetzen und Räume öffnen, als Ablagestation fungieren oder für direkte tödliche Pässe anspielbar sein kann. Auf beiden Seiten gibt es je zwei Spieler, wodurch diese zwei miteinander kleinräumig kombinieren, kreuzen oder für einander Räume schaffen können. Auf der anderen Seite gibt es je zwei Anspielstationen, wodurch ein adäquater Zonenwechsel möglich ist, ebenso wie die Möglichkeit dort wieder kleinräumig zu kombinieren oder sich unterschiedlich frei zu laufen und schwieriger zu deckende Anspielstationen zu geben. Für Rückpässe in den gut besetzten Sechserraum oder eben direkt in die Spitze gibt es ebenfalls Anspielstationen; insgesamt eine sehr gute Staffelung und Bewegungsmöglichkeit für Konter also, die aber auch in der Ballzirkulation nutzbar sein kann.
Eine noch tiefere Ausrichtung wäre ebenfalls interessant. Ein Beispiel für einen möglichen Bewegungsablauf im 3-6-1-Abwehrpressing:
In diesem Schema würde sich z.B. der rechte Halbraumläufer zurückfallen lassen, um lange Diagonalbälle zu sichern, der Flügelläufer bleibt höher, die Sechser besetzen die Mitte und die ballnahen Spieler sind relativ mannorientiert. Hier agiert der Halbverteidiger auch etwas aggressiver, weswegen die Sechser und der Halbraumläufer etwas zurückhaltender sind und erst herausrücken, wenn der Ball in die Mitte kommt. Dadurch ist man zentral sehr kompakt, der ballnahe Halbraumläufer kann Druck herstellen und der Mittelstürmer setzt den Rückpass unter Druck. Dieses Schema weicht von obigem Schema ab, was zeigt, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt.
Natürlich benötigt eine solche Spielweise aber ein passendes Spielermaterial. Eine Mannschaft, die dafür perfekt geeignet wäre, ist Chelsea.
Diese Aufstellung soll einen ungefähren Aufschluss darüber geben, mit welchen Spielertypen man ein solches 3-6-1 besetzen könnte. Die oben aufgeführte Dreierkette wäre nominell natürlich extrem offensiv, in diesem System aber passend, desweiteren sind dies drei auch sehr gute Defensivspieler trotz ihrer eigentlichen Nutzung als Außenverteidiger. Alternativ sind Terry, Zouma oder Cahill möglich. Hazard, Oscar, Willian und Cuadrado als Halbraum- und Flügelläufer wiederum sind nahezu perfekte Spieler, da sie defensiv nicht schwach und andererseits extrem dribbelstark wie athletisch sind. Matic und Fabregas sind als Zirkulationsstation sehr gut, Fabregas kann sehr gut abgesichert tödliche Pässe spielen, Matic den Ball geschickt laufen lassen und seine Dribbelfähigkeiten für das Auflösen von engen Situationen vor der Dreierkette nutzen. Diego Costa: Ohne Worte. Der perfekte Mann für das System. Hazard könnte man natürlich auch auf einer anderen Position einbauen und Ramires oder Obi Mikel noch in die Mannschaft drücken.
Das 3-6-1 wäre für jemanden wie Mourinho also eine Überlegung wert, sowohl wegen des Kaders als auch aufgrund der Möglichkeiten gegen den Ball und im Konterspiel. Die Formation ist aber nicht nur für die Arbeit gegen den Ball sowie für defensives und offensives Umschaltspiel potenziell herausragend, sondern auch in eigenem Ballbesitz überaus nützlich.
Variabilität auch in der Offensive
Theoretisch könnte man im 3-6-1 einfach die Halbraumläufer etwas nach vorne schieben und ein 3-4-2-1 spielen. Andererseits könnte man einfach ein simples 3-4-3 erzeugen oder sonstige Stellungen in eigenem Ballbesitz einnehmen. Ohnehin ist es wichtiger, saubere Muster, kreative und unterstützende Bewegungen zu haben sowie bestimmte Richtlinien im Bewegungsspiel und bei der Staffelung zu berücksichtigen. Guardiolas konzeptionelles Positionsspiel / Juego de Posición sorgt bekanntlich auch in unterschiedlichen Formationen und Ausrichtungen von den Orientierungen her für ähnliche Fähigkeiten. Um aber (mehr oder weniger) beim 3-6-1 zu bleiben, habe ich eine kleine Grafik mit möglichst vielen variablen Bewegungen gebastelt, die zeigen, was alles so möglich sein könnte:
Beginnen wir hinten: Der Torwart bietet sich im Normalfall immer etwas seitlich an, um den Halbverteidiger unterstützen zu können und nach Drehungen in die Halbräume oder die Mitte spielen oder den Ball auf die andere Seite verlagern zu können. Hat man Neuer, Zieler oder ter Stegen im Tor, darf man das auch gerne jenseits des Strafraums probieren. Der zentrale Innenverteidiger versucht gelegentlich Passwege direkt auf die zwei Sechser zu öffnen, welche durch ihre Enge zueinander (ohne Verlust guter Staffelungen) direkte Ablagen und darauffolgende Weiterleitungen nutzen können. Ansonsten hat der zentrale Innenverteidiger eine sehr klassische und zurückhaltende Rolle.
Die Halbverteidiger verschieben natürlich ballorientiert zur Absicherung mit, aber können situativ auch nach vorne stoßen, wenn das ihrem Fähigkeitenprofil entspricht. Die Flügelläufer und Halbraumläufer können miteinander rochieren, sich frei bewegen, den Raum vor der gegnerischen Kette überladen und immer wieder hinter diese kommen. Die drei etwas helleren blauen Punkte im Zwischenlinienraum wären hier drei Positionen, die flexibel von den Spielern dahinter gefüllt werden sollten. Die Bewegungen der Offensivspieler sollen diese Rochaden unterstützen und für Überladungen sorgen. Der Mittelstürmer kann dann als Ablagestation und Raumblocker dienen. Besonders schwierig sollte für die Gegner sein, welche Spieler sich an welchem Gegenspieler orientieren sollen. Besonders die Flügelverteidiger und Flügelstürmer sollten komplett damit überfordert sein.
Allerdings ist beim 3-6-1 bei einer solchen Vielfalt an Möglichkeiten auch durchaus möglich, dass die eigenen Spieler überfordert sind. Nicht alle Bewegungen sind simpel, sauber und (erfolgs-)stabil möglich. Ohnehin könnte dies sogar die größte Schwäche des 3-6-1 sein.
Mögliche Probleme?
Nun ja, das 3-6-1 ist – wie eigentlich jede andere Formation – mit sehr gutem und angepasstem Bewegungsspiel, schneller Zirkulation mit starken Ablagen und intelligentem Wechseln der Angriffe, sowohl vom Rhythmus (schnelle Wechsel von Verbindungen und Passzirkulationsgeschwindigkeit), als auch der Richtung (Dribblings und Drehungen in die Verschiebedynamik) oder der Ballposition her (z.B. Seitenwechsel und gute Positionierung ballfern), durchaus in Bedrängnis zu bringen. Ein stark aufspielender Gegner mit den richtigen Staffelungen und Bewegungen kann auch ein gutes 3-6-1 knacken.
Desweiteren kommen potenziell Effizienzprobleme der einzelnen Spieler (wie viele der Spieler kann ich gleichzeitig nützlich einbinden?) gegen den Ball, Zugriffs- und Abstimmungsprobleme bei sehr guten und harmonischen Bewegungen vor der Formation, bevor man in den 3-6-Block hineinspielt, Kombinations- und Befreiungsprobleme im offensiven Umschalten bei gutem gegnerischen Konter-/Gegenpressing, Instabilität beim Verteidigen von langen Diagonalbällen mit Fokus auf zweite Bälle und Folgeeffekte bei guter Organisation sowie generell einzelne Flügelverteidigungsaspekte hinzu. Offensiv könnte es im Aufbauspiel auch Abstimmungsprobleme in den Bewegungen geben.
Insgesamt ist es allerdings eine vielversprechende Formation, die auch sehr schnell und simpel zu einem 3-1-5-1 umgebaut werden könnte.
Die unterschiedlichen Schemen bleiben ähnlich nutzbar, aber man kann situativ den Sechser – wie einst Guardiola mit Busquets – als in die Dreierabwehr zurückfallenden Akteur nutzen und dadurch das Verschieben auf die Flügelstürmer unterstützen sowie generell die Breitenstaffelung verbessern.
Fazit
Nach dem 4-5-1 und 5-4-1 ist das 3-6-1 eigentlich eine Überlegung wert, da es die Gründe, wieso diese zwei Formationen schon genutzt wurden, in einem anderen Paket und mit anders gelagerten Eigenheiten mitbringt. Formationen sind natürlich flexibel, jede Mannschaft hat durch die Spieler, den Trainer und die gemeinsame Interpretation immer eine andere Spielweise bei gleicher Formation, dennoch gibt es einzelne Punkte, die ein solches 3-6-1 sehr interessant machen würden. Dieser Artikel hatte als Ziel dies etwas näher zu bringen und auch einzelne Beispiele für Interpretationsmöglichkeiten zu geben. Danke auch an Laola1.tv für das Atlético-3-6-1-Bild.